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Was ist eigentlich "Vin Jaune"?

Geposted von Claudia Sontheim am

Ende der 60er gab’s in Frankreich noch keine Autobahnen. Auf der Landstrassenstrecke Paris – Schweiz konnte man damals nur im Jura tanken. Erreichte man die Tankstelle in Arbois nicht vor 22:00, blieb man dort gestrandet und war gezwungen im letzten offenen Bistrot und dann im Auto feuchtfröhlich die Stunden bis zum ersten morgendlichen Benzin um 06:00 totzuschlagen. Man genoss den lokalen VIN JAUNE.

Aus der anfänglichen Verwunderung über den Geschmack wurde schnell Interesse und dann Sucht. Bei unserem häufigen Pendeln auf der Strecke wurden immer öfter längere Aufenthalte im Jura eingeplant, um diesem seltsamen Wein auf die Spur zu kommen.

Seine Rebsorte SAVAGNIN wird fast nur im Jura angebaut. Sie ist mit den weiter verbreiteten TRAMINERN verwandt. Normalerweise sinkt bei den gepressten Mosten fast aller Weine während und nach der Gärung die Hefe auf den Boden (Florhefe). Beim Savagnin steigt die Hefe hingegen in den Burgunderfässern meist nach oben und bildet einen mehr oder weniger, dichten Schleier («voile») auf dem Wein, der ihn hinreichend vor dem zerstörerischen Kontakt mit Sauerstoff schützt. In den Fässern muss der Wein dann mindestens sechs Jahre und drei Monate oder länger liegen, während durch das Holz etwa 35% bis 45% des Volumens im Fass verdunstet («la part des anges», der Anteil der Engel). Die typische, bauchige Flasche von 0,62l («clavelin») entspricht in etwa dem Rest, der nach der Verdunstung bleibt.

«vin jaune» ist oxidativer Wein. Der leichte, kontinuierliche Kontakt mit dem geringen Sauerstoff prägt den Geschmack des Weins. Viele sprechen von Ähnlichkeit mit Sherry (Manzanilla), obwohl hier der Geschmack durch Aufspriten mit starkem Alkohol erzeugt wird.

Beim «vin jaune» hat sich den letzten Jahrzehnten die geschmackliche Ausrichtung mehr einer moderneren Ausprägung genähert. Die oft ruppig wuchtige und manchmal raue Empfindung am Gaumen findet man leider nur noch in den alten Jahrgängen, und «vin jaune» kann wie kein anderer Wein steinalt werden, auch in angebrochenen Flaschen.

Heute hat sich die nußige, mandelartige Sperrigkeit weitgehend abgemildert und die Winzer arbeiten immer mehr darauf hin, die breit gefächerte Fruchtigkeit des Savagnins und seine Mineralität zum Ausdruck zu bringen. Da erscheinen oft exotische Noten, Citrusfrüchte wie Bergamotte oder rosa Grapefruit neben der meist sanft ausgeprägten Cremigkeit durch die Hefe und der deutlich mineralischen Prägung der kalkhaltigen Juraböden.

Liebt man ihn, gibt es wenig andere Weine, die einem soviel Spass bereiten.

von @wolfgangpanzer

 

 

 

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